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„FW“ vom 17.01.2015, „Stadtrat Sandmann wehrt sich gegen Vorwürfe“

Unwissenheit und wütende Rundumschläge sind nicht gerade Merkmale von Seriosität. Ich bin fast 30 Jahre älter, habe somit etwas mehr erlebt und kann deshalb auch anders urteilen als jemand, der 1989 noch im zarten Pionieralter war. Hinsichtlich der Gründung der SED sollte man sich vor dem Verdikt im 1990 erschienenen Dokumentenband „Einheitsdrang oder Zwangsvereinigung?“ doch wenigstens oberflächlich sachkundig machen. Zudem ist hier auf Rudolf Dittmar zu verweisen, der aus der SPD kam und bis zu seinem Tode Mitglied des Ilmenauer PDS-Stadtverbandes war: „Ja, es gab einen Zwang: Das waren die bitteren Lehren der Jahre 1933 bis 1945.

Deshalb wollten wir die Einheit.“ Nur nebenbei soll hier erwähnt werden, dass die SED auch in den Berliner West-Sektoren gegründet wurde. Einen diesen Vorgang beschleunigenden Druck der dortigen Besatzungsmächte behaupten zu wollen, verbietet sich bekanntlich von selbst. Was DIE LINKE angeht, so entstand sie durch die Vereinigung von Lin  kspartei.PDS und der linken SPD-Abspaltung WASG. Von den einst 2,3 Millionen Mitgliedern der SED gingen übrigens gerade einmal rund 5 % den Weg in die PDS, die übergroße Mehrheit bevorzugte die Parteilosigkeit und manche liefen auch zu Parteien wie Grüne, SPD, FDP oder CDU über. DIE LINKE aber soll hier offenbar für alle die in eine Gesamthaftung genommen werden. Wer von Aufarbeitung, deren Ergebnis in diesem Falle ohnehin schon feststeht, redet, darf getrost mit gutem Beispiel vorangehen und sich mit der Geschichte der (bisherigen) eigenen Partei befassen: Falls es nicht bekannt sein sollte – die SPD von August Bebel und Wilhelm Liebknecht war eine andere als die von Philipp Scheidemann, Karl Kautsky, Gustav Noske und Friedrich Ebert. Sie hat immer dann verloren, wenn sie sich anschickte, die Interessen der herrschenden Kapitaleigner besser vertreten zu wollen als die bürgerlichen Parteien. Die Zustimmung zu den Kriegskrediten 1914, der Eintritt in die kaiserliche Regieru  ng 1918, das geheime Bündnis mit der Obersten Heeresleitung zum Abwürgen der Novemberrevolution wie auch das Bündnis mit militaristischen und republikfeindlichen Kräften zur blutigen Niederschlagung der Münchner Räterepublik 1919 brachten schon bei der ersten Reichstagswahl nach dem Ersten Weltkrieg am 6. Juni 1920 einen dramatischen Absturz um 16 % und einen Verlust von sage und schreibe 61 Sitzen samt Ausscheiden aus der Regierung. Bei der Wahl 1928 trat sie mit der Losung „Kinderspeisung statt Panzerkreuzer!“ an, erzielte ein dementsprechend gutes Ergebnis, um dann als Regierungspartei unter Kanzler Hermann Müller den Panzerkreuzer A auf Kiel legen zu lassen. Um den Bogen in die heutige Zeit zu spannen – es ist ein schwerer Irrtum, zu glauben, mit der Unfreiheit durch Arbeitslosigkeit, dem Unrecht von Armut per Gesetz, immer maßloser werdender sozialer Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Unsicherheit vom Kapitalismus überzeugen zu können, mit der Kriegsbeteiligun  g übrigens gleich gar nicht.

 

H.-J. Weise

 

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