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Die "ideologisch falsche Sicht" und wer sie wirklich hat

In der "TA" vom 16. Mai beschwerte sich Herr Sandmann über von ihm "Störer" genannte Personen, die den US-amerikanischen Generalkonsul hätten nötigen wollen, auch zum sowjatischen Ehrenmal zu gehen. Ebenso beschwerte er sich über Kritiken an der Musik, die während der separaten Veranstaltung der CDU intoniert worden war. Nun ist es schon bezeichnend für die dortige Sichtweise, wenn lediglich des Kriegsendes und nicht der Befreiung vom Faschismus gedacht wurde. Es ist ebenso bezeichnend, dass Posten der an Kriegen in aller Welt beteiligten Bundeswehr aufgezogen waren und das bereits in der Nazi-Wehrmacht üblich gewesene "Ich hatt einen Kameraden" gespielt wurde. Das klingt nämlich nicht nach Befreiung, sondern viel eher nach einem Bedauern der verdienten Niederlage des faschistischen "Dritten Reiches".

Leider geht aus dem veröffentlichten Text nicht hervor, um welche Personen es sich handelte, die hier als Störer bezeichnet wurden. Auf jeden Fall darf gern zur Kenntnis genommen werden, dass sich am sowjetischen Ehrenmal die Grabstätten einiger jugoslawischer und ungarischer, in der großen Mehrzahl aber sowjetischer Bürger bjelorussischer, russischer und ukrainischer Nationalität befinden. Sie alle waren Opfer unmenschlicher nazistischer Zwangsarbeit in Ilmenauer Unternehmen. Hinzu kommen Gräber sowjetischer Soldaten, die nach dem 8. Mai 1945 ihren Kriegsverletzungen erlegen waren. Falls Herrn Sandmann das Erlernen der russischen Sprache nicht mehr vergönnt gewesen sein sollte, sei hiermit gesagt, dass die Inschrift in deutscher Übersetzung „Ewiges Gedenken den Opfern der faschistischen Sklaverei Die Heimat vergisst Euch nicht“ lautet. Ob die Begriffe „Störer“ und „Belästigung“ berechtigt waren, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich an der vormittäglichen Veranstaltung zum Tag der Befreiung teilgenommen habe. Dennoch bleibt die Frage, weshalb der Generalkonsul der Vereinigten Staaten dieser Opfer des Faschismus nicht ebenso gedenken sollte wie der gefallenen US-amerikanischen Soldaten. Was eine „ideologisch falsche Sicht“ in der DDR anbetrifft, so gilt das wohl viel eher für die vom Antikommunismus geprägte der BRD. Für die gibt es nämlich trotz der denkwürdigen Worte Richard von Weizsäckers von 1985 nach wie vor allenfalls eine zu bedauernde Niederlage. Schließlich galten in der BRD auch die US-amerikanischen, britischen und französischen Streitkräfte lange Zeit nicht als Befreier vom Faschismus und die Verschwörer des 20. Juli 1944 wurden gar als „Landesverräter“ hingestellt. Im übrigen konnte der militärische Sieg nur der erste Schritt zu einer Befreiung sein, musste sie doch ohne Beseitigung der geistigen Hinterlassenschaften und ohne gerechte Bestrafung der Schuldigen eine unvollständige bleiben. Da ist es nicht von der Hand zu weisen, dass viele Politiker der DDR Leben und Gesundheit im antifaschistischen Widerstand eingesetzt hatten, wogegen nachweislich von durch ihre Tätigkeit im „Dritten Reich“ schwerbelasteten Personen in der BRD allein 1.872 in hohe und höchste Staatsämter gebracht wurden – und zwar in voller Kenntnis dieser Vergangenheit. Doch eine kritische Auseinandersetzung damit ist freilich nicht gewollt.
 
H.-J. Weise

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