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Aufarbeitung nach Art des Hauses

Herr Mohring will nun doch die Vergangenheit der CDU in den Thüringer Bezirken Erfurt, Gera und Suhl aufarbeiten lassen, natürlich aus dem Blickwinkel des schon von Thomas Mann als „die Grundtorheit unserer Epoche“ gegeißelten Antikommunismus. Da kann man sich das Ergebnis schon jetzt an den fünf Fingern abzählen: Der Götting war's und ein paar andere, die vor der SED gekuscht haben, die übrigen Mitglieder waren harmlose Mitläufer, die Partei hatte keinerlei Einfluss, also nichts zu sagen, und natürlich gab es unter der Oberfläche das sprichwörtliche Fähnlein der widerständigen sieben Aufrechten.

Dass Widerstand für eine durch Arbeitslosigkeit und Sozialabbau existierende Gesellschaft, von der Kriegsbeteiligung noch gar nicht zu reden, etwas Ehrenvolles gewesen sein soll, ist freilich sehr zu bezweifeln. Im übrigen habe ich Mitglieder und Funktionäre der SED-Bündnispartnerinnen keineswegs als Duckmäuser, sondern als sehr selbstwusste und geachtete Menschen mit eigenen Ideen und Vorstellungen kennengelernt. Diese Parteien hatten durchaus Einfluss auf die Politik der SED, flossen doch zahlreiche ihrer Vorschläge in diese ein: Die Einführung eines waffenlosen Dienstes als Bausoldat geht nachweislich ebenso auf die CDU zurück wie die nach anfänglichem Zögern der SED-Führung im Schnellschuss durchgezogene Überführung privater und halbstaatlicher Betriebe sowie industriell produzierender PGH in Volkseigentum 1972. Zudem waren hier LDPD und NDPD auf Bitten der SED mit eigenen Vorschlägen beteiligt gewesen. In etlichen Fällen wurde sogar versucht, die führende Partei noch links zu überholen, so durch dann als „der Bündnispolitik nicht dienlich“ abgelehnte Vorstellungen der NDPD zur Beschränkung der Einkommen im privaten Einzel- und im Kommissionshandel. Bis 1989 hatte die CDU den Anspruch erhoben, eine „Partei des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus“ zu sein. Ihre keineswegs von allen Mitgliedern getragene Wende hin zur Partei der Kriegsbeteiligung, des Sozialabbaus und der Interessen millionen- und milliardenschwerer Kapitaleigner haben letztere gewiss mit Wohlwollen aufgenommen. Die durch die Unfreiheit der Arbeitslosigkeit und vom mit „Hartz IV“ auch dank CDU-Hilfe durchgepeitschten Unrecht von Armut per Gesetz Betroffenen dürften da freilich anderer Meinung sein.
 
H.-J. Weise