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Sommerfest der Linken in Ilmenau
Es passte diesmal alles. Selbst das Wetter. Mancher sorgenvolle Blick nach oben in den vergangenen Tagen hellte sich ebenso auf, wie der Sonnabend-Himmel und so wurde strahlender Sonnenschein serviert. Anlass für Karl-Heinz Mitzschke zur Eröffnung scherzhaft zu fragen, ob nun, nachdem Thüringen einen Ministerpräsident der Linken habe, der Draht nach oben besser geworden sei. Wie immer hatten fleißige Hände im Vorfeld unter Cordula Giewalds Leitung für das Gelingen gesorgt, und wie immer konnte sie sich auf „ihre“ Genossinnen und Genossen der Unigruppe besonders stützen.
Es wurden Plakate angebracht, Getränke waren heran geschafft, die Bänke und Tische aufgestellt, der Bratwurstrost qualmte vor sich hin. Wie in all den letzten Jahren. Wie immer? Nein, etwas war anders, besondere Gäste hatten sich eingestellt und gaben dem Hof des Mehrgenerationenhauses, auf dem seit Jahren das Fest gefeiert wird, ein neues Flair. Zwischen den Genossinnen und Genossen nicht nur aus Ilmenau, sondern auch aus Gehren, Stadt Ilm, Gräfenroda, zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Mitgliedern der Grünen, und der SPD tollte eine aufgeregte Kinderschar mit ihren Eltern, die als Flüchtlinge in unserer Stadt Zuflucht gesucht haben. So viel junges Volk hatte das Fest seit langem nicht gesehen. Und noch etwas Besonderes wartete auf die Gäste. Seit Jahren von den Veranstaltern vergeblich versucht, diesmal besuchte uns Raoul, der kubanische, singende Hausmeister. Und wer ihn kennt weiß, schon nach dem ersten Lied ist die richtige Stimmung da. Gänsehaut pur, mit einem kubanischen Mixgetränk in der Hand, schnell am Stand von Cuba Si besorgt, den gefühlvollen Song von Comandante Che anzuhören. Während die Erwachsenen sich ganz dem musikalischen Genuss hingaben, hatte die Betreuer am Kinderstand alle Hände voll zu tun. Besonders beliebt, die roten Luftballons der Linken und die blauen mit der Friedenstaube. Kein Nachkommen mehr für Michael Bilay am Infostand. Ein syrischer Vater hatte ein Einsehen und griff zu, oder besser pumpte mit. Angeregt von Raoul Darbietung griff einer der Flüchtlinge zur Saz, einem kurdischem Zupfinstrument und spontan wiegten sich junger Frauen dazu im Tanz. Dass nicht nur das Gefühl, sondern auch der Verstand angesprochen wurde, dafür hatte Jörn-Uwe Müller mit einem Quiz gesorgt. Die ersten Zeilen der Internationale waren ebenso gefragt, wie man auch wissen musste, was für eine Lehre Bodo Ramelow in jungen Jahren absolvierte. Allerdings, Gefühl und Verstand ist das eine, letztlich hält Essen und Trinken Leib und Seele beieinander. Der Kaffee dampfte, der von Susanne Dötsch gebackene Kuchen lockte, Bratwurstduft von Herbert Bachmann produziert, kitzelte die Nasen. Und wem dies alles nicht zusagte, der konnte sich am Stand der Veganer gütlich tun, oder eine Portion Couscous holen. So verging ein kurzweiliger Nachmittag, auch wenn es mitunter noch schwierig war, in Gespräche mit den Flüchtlingsfamilien zu kommen, aber deren Paten und Dolmetscher sorgten für Verständlichkeit. Als man auseinander ging hieß es: es war schön wir freuen uns auf das nächste Fest. Und welches Lob kann schöner sein?
Karl-Heinz Mitzschke