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Ehrung zum 76. Todestag von Karl Zink

Verehrte Anwesende, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen,

So wie in jedem Jahr haben wir uns hier versammelt, um den Antifaschisten, den Kommunisten Karl Zink zu ehren. Seit vielen Jahren gedenken Ilmenauer dieses Mannes, manchen war es eine Herzenssache, anderen wiederum nur eine Pflicht. Und  viele  von denen blieben fern, als die Verhältnisse andere wurden. Einige  nutzten gar das Wort Kommunist als Schmähwort, riefen auf der Straße dagegen an, aus der Sicherheit der Menge. Dazu gehörte kein Mut. Es gehört auch heute kein Mut dazu, sich am Rande von Veranstaltungen mit Plakaten zu tummeln, auf denen steht: „Achtung Bürger, die Kommunisten wechseln manchmal den Namen, aber niemals ihr Ziel.“, wie in unserer Heimatstadt erlebt. Lassen wir bei Seite, dass diese Plakatträger nicht verstanden haben, was das Ziel der Kommunisten ist, nämlich eine gerechte Gesellschaft zu suchen, lassen wir beiseite, dass Kommunisten, so glaube ich, auch nicht ihren Namen ändern, eines, eines hatte der Kommunist Karl Zink diesen voraus, den Mut, den wirklichen Mut,  um den Preis seines Lebens für sein Ziel zu streiten. Wir wissen, er  war nicht der einzige, der hoffte und kämpfte.

Und zu hoffen und zu kämpfen, gilt es auch heute. Deshalb stehen wir hier, nicht nur aus Achtung vor einem einfachen Arbeiter, der den Mut fand sich zu wehren, gegen ein System, in dem die Menschen so verachtet wurden, dass man sie verbrannte, in dem der Wert von Menschen wirtschaftlich berechnet wurde, sondern wir stehen auch hier weil wir erleben, das sich längst tot geglaubtes, Widerwärtiges  neu erhebt. Das sich ein Mob durch eine thüringische Stadt wälzt an einem Tag, dem 20. April mit Fackeln in der Hand. Nur ein Unbedarfter sieht  darin eine harmlose Demonstration, nur ein politisch Blinder will nicht erkennen, was in diesem Land passiert, der Faschismus wühlt sich aus seinem Loch, er buhlt um Anhängerschaft. Und sie sind da, die sich bereit zeigen, mit ihm ins Bett zu steigen, mit zu hetzen, mit zu  brüllen, mit zu schlagen. In Jena, wie in Dresden, in Tröglitz und Aue, in Leipzig und anderswo. Sie beschmieren heute  Hauswände mit Parolen, so wie sie einstmals „Juda verrecke“ an Schaufenster malten, sie zünden Häuser an, heute wie einst und wir tragen die Sorge in uns, dass am Ende diese Flammen wieder die Öfen der Krematorien nähren, wie in Auschwitz. Tag für Tag, jeden Tag ein Opfer und jeden Tag ein bisschen mehr an Faschismus in diesem Land. Ermunterung fließt ihnen zu, von Menschen des Schlages, die Transparente tragen, auf denen,  statt wie früher Deutschland erwache, Deutschland, wach auf, steht.  Von Menschen die sich sammeln, gegen jeden, der andere Hautfarbe, anderen Glauben und andere Gedanken hat als sie.  Die sich unverschämt als das Volk deklarieren und alle, die nicht ihrer Meinung sind, ausschließen, zum Nicht-Volk erklären möchten. Was für ein Volk das ist haben wir gesehen in Bautzen und Clausnitz, erst kürzlich. Hemmungslos spielen die selbsternannten Wächter des christlichen Glaubens, von denen einige gewiss nur selten eine  Kirche von innen sehen, auf der Klaviatur der niedersten Gefühle ihrer Zuhörer, sie bedienen die Angst, den Neid, und die Wut die aus der Ohnmacht ihrer Zuhörer wächst. Ihnen geht es nicht darum die Kraft mündiger Bürger zu stärken, sie suchen den Mitläufer dessen Mund willfährig ihre Parolen brüllt. Und dieser Dunst ist die Morgenluft, die der Faschismus braucht. Wir hören die Mahnungen von Bundespolitikerinnen  und Politikern, nicht alle Bürgerinnen und Bürger, die sich als Zuhörer sammeln und ihre Wahl für die nationalen Trommler treffen, zu verurteilen. Mag sein, aber eines sei doch gestattet- sie zu fragen, ob denn ihre Ohren taub und ihre Augen blind seien angesichts dessen was geschieht. Es ist doch keine Not bei denen, die begeistert den tumben Parolen zustimmen, sie gingen doch aus eigenem Willen dorthin, wo Menschen geschmäht werden, niemand führte ihre Hand an der Urne. Und es gilt nicht als  Entschuldigung  selbst in misslicher Lage zu sein, um andere noch geringer zu schätzen. Wer solches tut, soll sich nicht auf die Werte des sogenannten Abendlandes berufen, denn diese fußen auf der Toleranz.  Und spätestens seit 1945 ist die Ausrede, wir haben es nicht gewusst, verschlissen. Die, die auf wehrlose Frauen und Kinder zielen, Busse umzingeln, Flüchtlingsunterkünfte anbrennen und die Feuerwehr daran hindern zu löschen, sie wissen was sie tun.  Ja, es sind die Methoden, die den Faschisten ausmachen, der sich in verschiedene Kleider hüllt aber immer das Gleiche tut, die Menschlichkeit zu erschlagen. Und diese Methoden kommen wieder hoch, und was sie heute tun, ist nichts anderes als das was gestern getan wurde. Wir könne es nicht länger leugnen, der Rechtsextremismus hat in Deutschland eine neue Dimension erreicht. Rechte Ideologie sucht und findet neue Wege in die Hirne und Herzen der Menschen. Ehemals am Rande der Gesellschaft siedelnd  schickt  sie sich an die gesellschaftliche Mitte zu erobern. Dabei geht es nicht um die sogenannten  Stammtische, schon immer der Deutschen liebster Ort an dem sie die Welt erklären, nein, der Nachbar in der Straße, der Kollege auf der Arbeit, die Bekannten beim Treffen in der Stadt, tun sich nicht mehr schwer damit rechtspopulistische Parolen zu wiederholen und ihre rassistischen Ressentiments sorgfältig zu pflegen. Vielfältig sind die Versuche dies zu erklären, von fehlender Zukunftsperspektive junger Menschen bis hin zum Versagen der Politik. Und keinen der Einwände möchte ich gering schätzen, aber letztendlich stellt sich die Frage: Wer ist für mein Tun verantwortlich, oder mit Goethe, denn schließlich sind wir in Ilmenau, will ich Amboss oder Hammer sein? Denen, die aus Protest eine Partei wählen, die offen völkisch, offen rassistisch  agiert, denen, die sich die Reden anhören, in denen andere Völker, andere Menschen herabgesetzt werden, sei gesagt, es ist ein gefährliches Spiel, zu gefährlich, als sich daran zu beteiligen. Schon einmal glaubte die brave deutsche Mitte, dass ein  Diktator sich abwirtschaften würde. Als  er es am Ende tatsächlich tat, hat die Welt unermessliches Leid erfahren.         

Aber  wir müssen den Blick auch kritisch auf die Politik richten, denn da ist es nicht allein die AfD, die meint angesichts der zunehmenden Flüchtlingsbewegungen mit Worten zündeln zu müssen. Auch manch anderer Politiker hofft mit markigen Sprüchen Wählerstimmen gewinnen zu können. Das in Ilmenau nicht nur eine Straße nach einem Antifaschisten benannt ist, sondern auch eine Schule, das in den Straßen Stolpersteine erinnern an eine dunkle Zeit, in der Hoffnung auch damit die rechte Saat am Keimen zu hindern, dafür sollten wir der Stadt, ihren Menschen danken. Gilt es doch im Kampf gegen die rechten Volksverdummer   denjenigen den Rücken zu   stärken, die sich in dieser Stadt antifaschistisch, demokratisch  und antirassistisch engagieren. Dem Flüchtlingsnetzwerk, den Arbeitsgruppen gegen Rechtsextremismus, den Studentinnen und Studenten, den Schülerinnen und Schülern. Aber wir müssen auch selbst Flagge zeigen, im Alltag dem Rechtspopulismus widerstehen.  

Und da sind wir wieder bei dem Mann, um dessen willen wir uns hier sammelten. Für eine gerechte, solidarische  Gesellschaft zu kämpfen, in der jede und jeder seinen Platz finden kann, in der Menschen geachtet und nicht verachtet werden, dies heißt das Vermächtnis von Karl Zink zu erfüllen.

Lasst uns das tun!  Gemeinsam, entschlossen und solidarisch!

Karl-Heinz Mitzschke

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